Die vielen Gesichter einer Wochenbett-Depression
Der Januar ist oftmals ein Realitäts-Schock: Vorbei der glitzernde Weihnachtszauber, vorbei die Hoffnung, dass im neuen Jahr alles besser wird. Alles was unterdrückt oder weggedrückt werden konnte, sucht sich jetzt wieder seinen Weg und will gesehen werden. Und dieser Zustand kann sogar krank machen, bis hin zur Depression.
Ähnlich ist es mit dem Kinderkriegen: Die gesellschaftlichen Illusionen vom Mamasein und schlafenden Baby lassen uns freudig in guter Hoffnung sein. Wir kaufen schnuckelige Babysachen und blenden all die negativen Bedenken aus. Doch nach der Geburt können wir der Realität nicht mehr ausweichen: Schlafmangel, Hormonabfall bis hin zu Geburtstraumata stellen Mütter vor die Probe. Und viele landen im Babyblues oder sogar in der Wochenbettdepression.
Doch davon sprechen mag keiner und es ist auch nicht immer so einfach eine handfeste Wochenbettdepression zu erkennen. Irreführend sind die Symptome, die in unseren Köpfen kursieren, wie Suizidgedanken oder Bindungsstörungen. Dies KÖNNEN Symptome einer Depression sein, MÜSSEN es aber nicht.
Ich bin selbst 6 Wochen nach der Geburt meiner Tochter an einer Wochenbettdepression erkrankt. Mein großes „Glück“ war, dass ich buchstäblich kollabiert bin und mir so professionelle Hilfe suchen musste. Und das wahre Glück dabei war, dass ich eine Arzt gefunden habe, der die Krankheit klar diagnostizieren konnte und genau wusste, wie diese Krankheit zu behandeln war.
Die Realität sieht jedoch anders aus. Viele Frauen leben ohne Behandlung mit dieser Krankheit. Zum einen, weil sie sich oft dafür schämen, weil sie es sich nicht eingestehen wollen oder einfach, weil diese Krankheit nur schwer zu diagnostizieren ist. Diese Krankheit hat so viele Gesichter und oft gehen wir davon aus „Das passiert nur den anderen.“
Mein Herzensanliegen.
Es geht mir um mein Herzensanliegen: Ich wünsche mir mehr Realismus, wenn wir aufs Mamawerden blicken. Ein realistischer Blick, der uns nicht eiskalt aus unserem Baby-Märchenschloss reisst. Ich wünsche mir mehr Sichtbarkeit, mehr Ehrlichkeit, mehr Realismus auf das Krankheitsbild der Wochenbettdepression. Nur so kann diese Krankheit schneller erkannt und akzeptiert werden und nur so können mehr Frauen mit gezielter Behandlung in die Heilung kommen.
Aus meiner Sicht braucht es dafür 4 Aspekte:
Es geht uns alle an! Wir alle dürfen die Augen nicht dafür verschliessen, dass die Wochenbettdepression eine Krankheit ist, die uns alle angeht. Es kann so gut wie jede Frau (und auch Männer) nach der Geburt treffen. Und wir dürfen alle achtsam damit sein und Hilfe suchen, wenn notwendig.
Wenn eine Frau sich traurig, ausgelaugt und vielleicht sogar krank fühlt, dann darf das sein. Es geht im ersten Schritt darum die Krankheit zu akzeptieren und anzuerkennen. Nur so führt der nächste Schritt in die Heilung. Und Betroffene dürfen sich klar machen: „Ich bin kein Freak, nur weil mein Zustand gerade mit den unrealistischen Rollenbildern der Gesellschaft kollidiert.“
Betroffene Frauen dürfen sich auch bewusst darüber werden, dass sie trotz Krankheit kein Mangelwesen sind. Sie haben nicht versagt oder sind gar eine schlechte Mutter. Sie sind gut genug. Sie sind lediglich an einer Krankheit erkrankt, die temporär in ihrem Leben ist.
Das Gute an der Wochenbettdepression: Diese Krankheit ist definitiv heilbar! Das heißt, diese Krankheit ist irgendwann vorbei. Irgendwann wird dieser Zustand der Vergangenheit angehören. Umso wichtiger ist es sich daher rechtzeitig professionelle Hilfe zu holen und mit Sicherheit und Zuversicht einen Fahrplan zu erstellen, der aus dieser Krankheit herausführt.
Die dazugehörige Folge Nr. 44 findest du in meinem Podcast buSINNess MOM. Ich freue mich auf deinen Besuch!