Wie schaffst du das denn alles?

5 Mythen der Vereinbarkeit

„Wie schaffst du das denn alles? Kind, Job, Haus, Ehe, Garten, Auto…?“ Ganz erhlich: Mir wurde diese Frage noch nie gestellt. Und ich glaube das hat zwei Gründe. Zum einen, weil ich es schlichtweg NICHT schaffe, alles unter einen Hut zu bringen. Ich komme ständig an meine Grenzen. Und zum anderen, weil ich auch keinen Hehl daraus mache. Ich sage offen und ehrlich, dass es mal gute aber auch schlechte Tage gibt, dass ich es eben einfach nicht schaffe.

Vereinbarkeit von Job und Familienleben ist dynamisch. Es ist ein ständiger Spagat. Ein ständiger Prozess, ein ständiges Umstellen. Ein ständiges Anpassen.

Daher könnte man schnell denken, Vereinbarkeit kann gar nicht gelingen. Doch was ist Vereinbarkeit überhaupt? Ist es die erfolgreiche Business-Frau, perfekte Ehefrau und gleichzeitig liebevolle omnipräsente Mutter zu sein?

Dieser Druck beides hinzubekommen kommt aus meiner Sicht aus der Option, dass wir eine der ersten Generationen sind, die alles haben kann. Die Frauen vor uns hatten eben oft nicht die Möglichkeit, die Ausbildung frei zu wählen, oder überhaupt arbeiten zu gehen. Doch nun haben wir die Freiheit. Kind oder Karriere? Oder Kind UND Karriere…? Und gleichzeitig wollen wir die Mütter, Großmütter und Ur-Großmütter nicht enttäuschen. Denn wir können und müssen jetzt alles haben. Ein Dilemma. Freiheit bedingt auch immer Verantwortung.

Ich verstehe unter Vereinbarkeit nicht, dass ich einen Vollzeit-Job machen kann und gleichzeitig eine ausgeglichene omnipräsente Helikopter-Mama sein kann. Die Wahrheit ist, es ist ein ständiger Kompromiss. Wir werden es nicht hinbekommen 100% auf beiden Seiten zu geben. Geht rein rechnerisch gar nicht.

Für mich bedeutet Vereinbarkeit, vereinbar mit mir selbst. Mir selbst treu bleiben, Sinn finden – nicht zuletzt im Job – und dabei eine Identität der Mutter zu entwickeln, um zur besten Version meiner selbst zu werden. Denn nur so ist Mutterschaft ein Gewinn, für meinen eigene Persönlichkeitsentwicklung, aber auch für den Job und letztlich für den Arbeitgeber.

In meiner Arbeit zu Vereinbarkeit beschäftige ich mich mit ganz unterschiedlichen Ansätzen. Denn Vereinbarkeit ist so individuell wie die Menschen selbst. Dabei habe ich für mich persönlich die 5 Mythen der Vereinbarkeit identifiziert:

„Die Politik muss mehr tun.“

Für mich bedeutet  das nichts anderes, als das wir unsere Verantwortung und damit Wirksamkeit abgeben. In erster Linie sehe ich die Mütter und Arbeitgeber in der Verantwortung. Die Politik darf die Rahmenbedingungen schaffen.

„Wir müssen die Männer integrieren.“

Ja, da stimme ich zu, aber sehe das  noch als Zukunftsmusik. Es gibt unterschiedliche Faktoren, die den Männern im Weg stehen. Meine Praxis zeigt, die Unternehmen mit ihren Kulturen lassen noch keine positive Konnotation mit Mann und Elternzeit zu. Folglich beobachte ich viele Väter im Zwist mit sich selbst und nicht zuletzt mit ihrem Ego. Ein langer Weg liegt da noch vor uns.

„Im Norden ist alles besser.“

Ja, die meisten Frauen in Skandnavien sind berufstätig. Aber die Kehrseite der Medaille betrachtet keiner. Was ist mit den Müttern, die gerne ihre Kinder daheim betreuen möchten? Dort gilt es eher als Luxus, wenn sie daheim bleiben können und nicht dem Druck ausgesetzt sind in den Job schnellstmöglich zurückzukehern. Daher, auch dort gibt es unglückliche Mütter.

„Alles eine Sache der Organisation.“

Organisation erleichtert vieles, ist aber nicht die Lösung. Gerade in den 30ern befinden wir alle uns in der so genannten Rush Hour des Lebens. Diese Zeit ist so voll, mit Aufstiegschancen, Häuserbau und natürlich Kinderkriegen. Die Wahrheit: Der Tag hat nur 24 h. Und wenn ein Kind krank wird, einfach nicht will, eine schwierige Phase hat, dann nützt die ganze Organisation nichts mehr.

„Wir brauchen mehr weibliche Vorbilder.“

Ja, es gibt sie da draußen. Die Frauen, die unglaublich erfolgreich im Job sind und gleichzeitig Mutter. Aber die Frauen, die sichtbar sind, in der Öffentlichkeit sind spiegeln nur selten das reale Bild einer Mutter wieder. Zum einen haben diese Frauen nicht selten einen Stab an Nannys und Aupairs und gleichzeitig keinen finanziellen Druck. Diese Vorbilder erhöhen nur zusätzlich den Druck auf die „normale“ Mutter, führt zu unglücklichen Vergleichen und bergen wiederum Frustrationspotenzial.

Die Frage, die sich stellt: Was mache ich dann überhaupt in meiner Arbeit, wenn das alles gar nicht funktionieren kann? Gute Frage. Vereinbarkeit bedeutet für mich und in meiner Arbeit, vor allem Vereinbarkeit mit mir selbst. VER-EIN-BAR. Im Einklang mit mir selbst.

Ich unterstütze Frauen und Mütter daher darin:

  • ehrlich zu sein, auch mit den Problemen.
  • hinzusehen.
  • sich zu lösen von eigenen Idealvorstellungen, aber auch von Vorstellungen der Ursprungsfamilie und der Gesellschaft.
  • realistisch auf das Mutterbild zu blicken.
  • Mutterschaft für die eigene Persönlichkeitsentwicklung zu erkennen und zu nutzen. Es geht nicht im Vorbeigehen.
  • Arbeitgeber dafür zu sensibilisieren, Mutterschaft als ADD-ON und nicht Handicap zu sehen und auch Arbeitgeber zu unterstützen Potenziale der Mütter und Frauen zu erkennen, Programme aufzusetzen.
  • Verantwortung aufzuzeigen und zu ermutigen, diese wahrzunehmen.

Und nicht zuletzt möchte ich in meiner Rolle als Coach da sein. Mutterschaft ist, wie jede Identitätsentwicklung, eine Seefahrt. Wenn das Wetter gut ist und wir an Deck liegen können, dann braucht mich keiner. Aber was, wenn es stürmisch wird? Wenn man die Sicht verliert und vor allem dann, wenn man neue Kompetenzen in seiner neuen Identität entwickeln darf – dann bin ich da. Und ich freue mich auf die gemeinsame Reise zur besten Version von sich selbst.

Sie haben Fragen?

Gerne bin ich für Sie persönlich da