Wir kennen sie mit Sicherheit alle: Die Tage, Wochen, Monate oder ich mag sogar sagen Jahre, an/in denen wir niemanden sehen wollen. Und wir von niemanden gesehen werden wollen. Einfach verstecken. Warten bis der Tag vorübergeht. Sich zurückziehen. In ausgebeulter Jogginghose und unbewusstem Undone-Look auf dem heimischen Sofa verharren und Kraft tanken.

Ich hatte in der letzten Woche diese Momente und habe mir nach Tagen des Ringens erlaubt einmal unsichtbar zu bleiben und mich zu verstecken.  Ich habe mich nicht nur versteckt, sondern hatte auch das Gefühl, dass ich oder irgendetwas fest-steckt. Ich habe keine Social-Media-Postings gemacht, habe Verabredungen gecancelt, Kontakte auf ein Minimum beschränkt und habe versucht nachsichtig zu sein, dass so gar nichts kreatives meinen Fingern entspringen wollte. Zugegeben, es war herausfordernd. Vor allem die Sache „mit sich selbst gegenüber nachsichtig sein“.

Doch eine Sache ist mir dabei aufgefallen, die weit über Achtsamkeit und schlechte Tage hinausgeht. Ich würde sagen, es ist ein Dilemma. Denn: ist es nicht oft so, dass sich vor allem Frauen zurückziehen – dann wenn sie über Grenzen gegangen sind, wenn sie am Limit sind und vielleicht noch die Hormone ihr übriges tun? Allein sein wollen. Und vor allem eins: Nicht unbedingt darüber sprechen.

Das Fatale daran ist, wenn es uns nicht gut geht und wir nicht darüber sprechen, dann kann auch niemand helfen. Dann müssen wir es aus eigener Kraft, die dann ja ohnehin nahezu verbraucht ist, aus der Misere zu ziehen.

Wir haben es während des Corona-Shut-Downs erlebt: Frauen haben Doppel-, Drei- oder Vierfachbelastungen angenommen. Waren Mutter, Ehefrau, Haushälterin, Abteilungsleiterin, … Frauen haben ohne zu Murren diese Herausforderungen angenommen ohne Aufschrei. Der kam leider erst viel zu spät. Dann als einige schon im Burnout landeten. Dann wenn nichts mehr geht.

Und genauso ist es mit der Sache beim Mutterwerden. Die Anfangszeit ist für die meisten Mamas hart. Da müssen wir uns nichts vormachen. Veränderte Lebensumstände, körperliche Anstrengung und Identitätsentwicklung. Das zerrt an den Kräften. Die ersten Monate verbringen viele selbstlos in Jogginghose und eben besagtem Undone-Look. Die eigenen Bedürfnissen stehen ganz weit hinten an. Und an Sichtbarkeit ist dabei nicht zu denken. Denn dann wenn wir völlig erschöpft sind, ganz ehrlich, wer hat dann Lust sich auf eine Bühne zu stellen und laut Misstände anzuprangern, um Solidarität  und Unterstützung zu bitten und Klartext zu sprechen. Ich behaupte fast niemand.

Daher ist es vielmehr Aufgabe derer, die bereits durch die anstrengenden Phasen hindurch sind. Die die Krise erfolgreich gemeistert habe und bereits der Krise einen Sinn geben konnten, darüber zu sprechen und sichtbar zu werden. Denn von einer grad frischgebackenen Mutter kann dies niemand erwarten.