„Was ist denn Ihre Definition von Sinn?“ fragte mich kürzlich ein Zuhörer nach einem meiner öffentlichen Vorträge. Gute Frage. So einfach es klingt, so schwierig ist es zu beantworten. Da hatte ich nun eine Stunde über Sinnkrieger, Menschen, die Sinn kriegen und auch dafür kämpfen wollen, darüber wie es gelingen kann Sinn in der Arbeit zu erfahren gesprochen. Doch er hatte Recht. Eine denotative Aussage – eine Definition, in nur einem Satz – von Sinn, Sinn in abstrakte Worte zu fassen, fällt schwer.
„Sinn kann nicht gegeben werden, Sinn kann nur gefunden werden.“ sagte Viktor Frankl treffend. Und ich bin der Meinung genauso verhält es sich mit einer Definition von Sinn. Eine Definition von Sinn kann nicht gegeben werden, sie kann nur gefunden. Denn zu individuell sind die Weltanschauungen, die Prioritäten im Leben, das was uns wichtig ist und das was folglich für uns dann Sinn macht. Für den einen macht es Sinn Lebenszeit in sein Hobby Fußball zu investieren, für den nächsten scheint dies völlig sinnlos. Letzterer findet seine Erfüllung und seinen Sinn in der Familie. Was Sinn bedeutet, muss daher jeder für sich selbst entscheiden. Wie man Sinn definiert weiß jeder selbst nur dann, wenn er tief in sich hineinhorcht und dem folgt, was den Menschen wirklich in seinem Wesenskern ausmacht.
Nach der Veranstaltung habe ich noch mit eben jenem Zuhörer gesprochen. Er ist Pfarrer und meinte Sinn wäre für ihn als Geistlicher und Seelsorger so etwas wie das kleine Einmaleins. Er würde sich täglich damit umgeben. Doch es fällt ihm selbst schwer eine Definition für Sinn zu finden. Er habe darauf noch keine für ihn befriedigende Antwort gefunden.
Und auch in mir klingt diese Frage nach…je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich zum einen der Meinung, dass diese Definition von Sinn von jedem selbst gefunden wird. Aber zum anderen wird mir auch hier wieder bewusst: Als ich vor Jahren begonnen habe, mich mit dem Thema Sinn auseinanderzusetzen, da habe ich viel recherchiert. Viel gelesen. Geforscht. Und ich glaube, da hätte ich nach einigen Monaten mit gutem Gewissen eine Definition von Sinn abliefern können. Doch nun, nachdem ich seit Jahren im Schreiben und auch in meiner Profession täglich mit Sinn in all seinen Facetten beschäftigt bin, so wage ich – ja vor Ehrfurcht – keine allgemeingültige Definition. Zu groß, zu individuell und zu tief ist Sinn, um ihn nur mit einem Satz fassen zu können. Und so denke ich ein Mal mehr in meinem Leben: „Je mehr ich weiß, desto mehr weiß ich, dass ich nichts weiß.“ (Sokrates)