Drittes Kind – ja oder nein?

6 Schritte zu einer klaren Entscheidung

Zugegeben, ich habe es mir nicht leicht gemacht. Die Entscheidung für ein drittes Kind war eine sehr bewusste. Ich spreche daher auch immer von meiner „Luxus-Schwangerschaft“. Ich habe sozusagen eine „Entscheidungsreise“ zuletzt völlig frei von Prägungen und gesellschaftlichen Vorstellungen gemacht, die mir aber dann umso mehr Klarheit gebracht hat.

Denn ob wir überhaupt Kinder wollen, oder ob wir eins, zwei, drei, vier, oder mehr möchten ist nicht unwesentlich geprägt von unserer Ursprungsfamilie. Das heißt, wie wir das System Familie von klein auf kennengelernt haben. Wenn wir selbst in einer Großfamilie aufgewachsen sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass wir eine unausgesprochen feste Kinderzahl im Kopf haben, die der unserer Herkunftsfamilie sehr ähnelt. Oder aber wir haben uns sehr früh für das Gegenteil entschieden, weil wir es furchtbar fanden mit so vielen Geschwistern aufzuwachsen oder aber als Einzelkind in einer Familie zu sein.

Ich persönlich hatte nie ein festes Lebensskript im Kopf. Das heißt ich hatte nie einen festen Plan, ob ich überhaupt Kinder möchte, geschweige denn wie viele. Daher war bei mir jede Entscheidung für ein Kind ein Prozess. Doch nun beim dritten Kind habe ich bemerkt, wie sehr ich doch von den Erwartungen im Außen beeinflusst war.

Ich glaube kaum jemand in meinem Umfeld hatte mit dieser dritten Schwangerschaft gerechnet. Viele wissen, wie gerne und erfüllt ich meiner Arbeit nachgehe. Hinzu kommen organisatorische Aspekte, wie die zwei Kinderzimmer und nicht zuletzt ein Auto, das nicht kompatibel ist für drei Zwerge. Hört sich komisch an, ist aber gar nicht so unwesentlich.

Doch gab es etwas in mir, das noch nicht entschieden war. Ich hatte nach der Geburt meiner zweiten Tochter Hemmungen Babysachen wegzugeben. Ich hatte immer im Hinterkopf: „Wenn vielleicht doch noch…“ Und auch Schwangerschaften in meinem Umfeld brachten mich immer wieder ins Grübeln. Das häufte sich, so dass ich es irgendwann nicht mehr leugnen konnte: Die Frage nach einem dritten Kind war einfach da. Und damit mein erster Schritt zu mehr Klarheit.

Schritt 1: Erkenntnis, dass die Frage da ist.
Schritt 2: Akzeptanz, dass die Frage da ist.

Ich habe sodann durch das Hinsehen, dass diese Frage überhaupt existiert lernen dürfen, diese Frage zu akzeptieren. Oft habe ich sie einfach weggeschoben. Nicht ernst genommen. Aber wir wissen alle, das was wir nicht sehen wollen, sucht sich selbst seinen Weg.

Schritt 3: Nachspüren.

Nachdem ich in die Akzeptanz kam, dass die Frage meine Frage war und beantwortet werden wollte, ging ich ins Nachspüren. Jedes Mal, wenn die Frage kam habe ich in mich hineingehorcht. Was macht diese Frage mit mir? Welche Emotionen löst sie aus? Groß wurden da plötzlich Bedenken und auch Ängste, was mich unmittelbar zu Schritt 4 führte:

Schritt 4: Rationale Auflistung: Finanzen, Gesundheit, Umfeld.

Um Licht ins Dunkel zu bringen machte ich mir eine Pro- / Contra-Liste. Ich listete alles auf was für und was gegen ein drittes Kind sprechen konnte. Doch wie das mit diesen Listen immer so ist: Die Contra-Liste wurde so groß, dass sich auch hier kein klares Bild für mich ergab. Wobei zu erwähnen ist, dass es wichtig ist, sich rational damit auseinander zu setzen. Denn unser Kopf beansprucht Entscheidungen für sich. Würden wir auch hier wieder wegsehen, dann würde er sich früher oder später immer wieder zu Wort melden. Und das nicht unbedingt leise und ohne Schmerzen… Für mich gab es zwei Knockout-Kriterien: Gesundheit und Finanzen. Hätte ich das nicht stemmen können, dann wäre bereits in diesem Schritt definitiv eine Entscheidung gefallen.

Schritt 5: Emotionale „Auflistung“ – Aufstellung des Gesamtsystems

Nachdem mir die Ratio keine endgültige Klarheit brachte entschied ich mich dafür Unterstützung zu holen. Ich machte mit einer guten Freundin, mit der ich die Coaching-Ausbildung machte eine Coachingsitzung zu meinem Anliegen. Wir stellten in Szenarien-Übungen und Aufstellungen das Thema auf. Ich kam zum ersten Mal zu meinem Wesenskern in diesem Entscheidungsprozess. Ich durfte es fühlen. Und da war es. Klarheit FÜR ein drittes Kind stellte sich ein.

Schritt 6: Überprüfung der Entscheidung

Doch wie auch ich es selbt meinen Klienten in einem Coaching rate, bin ich nach dieser Sitzung sehr lange mit der Entscheidung „schwanger gegangen“. Ich nahm die Entscheidung mit in den Alltag und versetzte mich immer wieder in die Lage, wie es wäre schwanger zu sein, das dritte Kind schon in meinem Leben zu haben. Oder beobachtete mich selbst dabei, was Großfamilien in mir auslösten. Und nach einigen Wochen war ich so weit. Ich wusste, ja, ich will noch ein drittes Kind.

Ergänzend hat mir eine Aussage meiner Gynäkologin sehr geholfen. Sie meinte, es gäbe zwei Aspekte zu beachten: Zum einen tritt bei jeder Frau um die 40, ob sie schon Kinder hat oder nicht, die Frage nach einem (weiteren) Kind auf. Wir haben diese Zahl wie eine Schallmauer im Kopf, die von jeder von uns eine Antwort fordert. Zum anderen schenkte sie mir, eine etwas spirituelle Sichtweise. Sie versicherte mir, ich würde es merken, wenn da noch eine kleine Seele zu mir will. Und das hat mich sehr entspannt und ins Vertrauen gebracht.

Rückblickend muss ich sagen, dass dies einer der bewusstesten Entscheidungen meines Lebens war, aber gleichzeitig auch so lohnenswert. Denn ich weiß, dass ich nichts von dem weiß was da kommt. Welche Seele da in meinem Leben noch Platz hat, was das mit mir, mit meiner Familie, mit meiner Arbeit, mit meinem Leben macht. Ich habe keine Ahnung. Aber alleine der bewusste Entscheidungsprozess gibt mir Sicherheit und Vertrauen. Vertrauen ins Leben und dass alles richtig sein darf.

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